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Martin Böhmer

„KStA Blog“ – so arbeitet die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“

Liebe Leserinnen und Leser, 

in unserem „KStA Blog“ möchten wir künftig Ihre Fragen über uns als Redaktion und unsere Arbeit beantworten. Wir möchten Ihnen erklären, wie wir berichten und welche Maßstäbe für unsere journalistische Arbeit gelten. Wir stehen für seriösen Lokaljournalismus - Transparenz ist uns wichtig. Und noch mehr Ihr Vertrauen. Schreiben Sie uns - gerne per E-Mail an ksta-community@dumont.de. Wir werden in regelmäßigen Abständen immer wieder Fragen aufgreifen und in den Blog aufnehmen. Wir freuen uns drauf!

Ihre Redaktion

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Martin Böhmer

Aufstehen für die Demokratie: Köln setzt ein beeindruckendes Zeichen

Rechtsextremistische Pläne und eine erstarkende AfD bereiten vielen Menschen Sorge. Wie sich der „Kölner Stadt-Anzeiger“ positioniert.
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Martin Böhmer

Schüsse in Gummersbach: Warum wir das Video des Polizeieinsatzes zeigen

Es ist Dienstagmittag, als in der Gummersbacher Innenstadt die Schüsse der Polizisten fallen. Was als mutmaßlicher Ladendiebstahl begann, endet mit einem schwer verletzt am Boden liegenden 30-Jährigen in der Fußgängerzone. Eine Passantin filmt die Szene. Später wird eine Polizistin sagen, dass das Video schon in sozialen Netzwerken kursierte, bevor die Polizeiverstärkung eintraf. Aber sollte es Teil unserer Berichterstattung sein?
Ja, hat die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nach reiflicher Überlegung entschieden. Das Video ist ein Zeitdokument des Einsatzes, bei dem auch ein Passant verletzt wurde, und in den Augen der Redaktion besteht ein berechtigtes öffentliches Interesse.
Allerdings halten wir an unseren Standards fest: Wir bilden bis auf sehr seltene Ausnahmen – wie zum Beispiel die Bilder von Kriegsverbrechen im ukrainischen Butscha – keine Gewalt ab. Im Fall des Videos aus Gummersbach hat sich die Redaktion für eine stark verfremdete Darstellung entschieden. Zu sehen sind unter anderem die Polizisten und der mutmaßliche Täter, alle Personen im Video sind unkenntlich gemacht, auch um ihre Persönlichkeitsrechte zu wahren. Als die Schüsse fallen, nimmt die Verfremdung zu, sodass die Szene nicht explizit zu erkennen ist.
Vor dem Video läuft eine Warnung vor sensiblem Inhalt, der auf Personen verstörend wirken kann.
Das Video ist kein Urteil über mutmaßliche Täter oder Opfer, sondern dokumentiert einen von zahlreichen Zeugen beobachteten, öffentlichen Vorfall. Die Ermittlungen zum Fall in Gummersbach hat die Polizei Köln übernommen.
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Martin Böhmer

Lesen ohne Abo: Kölner Stadt-Anzeiger führt neues Coin-Modell ein

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat eine neue Funktion eingeführt, die einzigartig in der deutschen Verlagsbranche ist: KStA Click & Read. Damit können Sie unter anderem auch einzelne KStA-Plus-Artikel lesen.
Ab sofort haben Leserinnen und Leser des Kölner Stadt-Anzeiger maximale Flexibilität und können auch ohne KStA-PLUS-Abonnement kostenpflichtige Artikel zugreifen. Denn neben dem klassischen Abo gibt es mit KStA Click & Read jetzt die Möglichkeit, einzelne Artikel zu lesen.

Das Prinzip ist ganz einfach: Coins aufladen und loslesen! In der virtuellen Geldbörse, genannt Wallet, können Sie Ihre Coins aufladen und speichern. Pro kostenpflichtigem Artikel, den Sie dann lesen, wird ein Coin automatisch aus der Wallet abgezogen. Außerdem erhalten Sie unter anderem Zugang zu exklusiven Gewinnspielen.

Sie wollen jetzt Coins aufladen? Hier entlang!
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Martin Böhmer

Wie die Podcast-Reihe „True Crime Köln“ ihre Themen findet

„True Crime Köln“ beleuchtet die bedeutendsten, spannendsten und kuriosesten Kriminalfälle Kölns. Doch wie findet man diese teilweise fast vergessen Geschichten? „True Crime Köln“-Macher Helmut Frangenberg erklärt, wie Folgen des KStA-Podcasts entstehen.
Seit November 2022 gibt es „True Crime Köln“ mittlerweile. Bis Mitte Juli werden 19 Folgen erschienen sein, die Zahl der Downloads, Streams und Youtube-Aufrufe wird dann die 400.000 Marke überschritten haben – eine kleine Erfolgsgeschichte. Die erste Folge über den „Mord in der Salatbar“, der Polizei und Öffentlichkeit ab 2007 lange beschäftigte und erst durch einen Zufall aufgeklärt werden konnte, ist mit fast 50.000 Aufrufen die erfolgreichste Folge. Es folgten aktuelle und historische Fälle, kuriose Geschichten und bewegende Erzählungen, wie zum Beispiel in der Folge über den Rasertod am Auenweg, in der die Mutter der Getöteten von ihrer Trauer und der Aufarbeitung des Falls berichtet.
Wie findet „True Crime Köln“ die Themen?
Einiges entwickelt sich im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen, wenn Polizei- oder Gerichtsreporter von ihren spektakulären Fällen oder andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ von ihren Recherchen berichten.

Die Kollegin Lena Heising ist für ihre Berichterstattung über die skandalösen Vorgänge in einem Krankenhaus in Bethel mit dem Konrad-Adenauer-Lokaljournalismuspreis ausgezeichnet worden. Bei „True Crime Köln“ berichtet sie von einem Arzt, der seine Opfer betäubte und vergewaltigte, und Ermittlern bei Polizei und Staatsanwaltschaft, die genau wie das Krankenhaus unzählige Frauen im Stich ließen. Ein Opfer schildert im Interview, was ihr passiert ist. Solche Einschätzungen und Erinnerungen von Betroffenen illustrieren die Berichte über die Kriminalfälle.
„True Crime Köln“-Macher Helmut Frangenberg im KStA-Podcast-Studio im Gespräch zu einer neuen Episode.
„True Crime Köln“-Macher Helmut Frangenberg im KStA-Podcast-Studio im Gespräch zu einer neuen Episode.   Bild: Martina Goyert
In der Folge „Der Tod des Boxers“ erhebt der Sohn des verstorbenen Kölner Sportlers Jupp Elze Vorwürfe gegen den ehemaligen Fortuna-Boss Jean Löring. Der ehemalige Leiter einer Kindertagesstätte berichtet davon, wie er zehn Stunden von einem Geiselnehmer bedroht wurde.

In der viel beachteten Folge „Die letzte Hexe von Köln“ machen die Schilderungen einer engagierten Ordensfrau deutlich, dass auch heute noch Frauen verfolgt, gequält und getötet werden, weil andere sie für „Hexen“ halten.
„True Crime Köln“: Fundgrube Büchermarkt, Experten von Polizei, Justiz und Jugendamt und die Zeitreise
Eine Fundgrube für Themen sind auch die vielen aktuellen Veröffentlichungen zum Thema: Der Büchermarkt ist voll von „True Crime“-Geschichten. Auch Kölner Fälle werden neu beleuchtet. Autoren wie Bernd Imgrund, Anselm Weyer, der ehemalige Chef der Kölner Mordkommission Peter Schnieders oder der pensionierte Richter Norbert Klein waren bei „True Crime Köln“ zu Gast.

Andere Experten der Polizei, aus der Justiz, dem städtischen Jugendamt oder der Geschichtswissenschaft helfen beim Einordnen und Bewerten der von „Stadt-Anzeiger“-Redakteur Helmut Frangenberg präsentierten Fälle. Nicht selten stehen die Einzelfälle für zeitgeschichtliche Phänomene und Entwicklungen. So lädt „True Crime Köln“ immer wieder zu Zeitreisen ein. Anregungen dazu finden sich auch in Archiven wie dem Historischen Archiv der Stadt Köln oder dem Landesarchiv in Duisburg, wo viele alte Ermittlungsakten der Kölner Polizei zu finden sind. Auch Petra Schwarze, Leiterin des DuMont Content Centers, kann immer wieder Beiträge aus dem eigenen Zeitungsarchiv beisteuern.
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Martin Böhmer

Zeitraffer: Wie aus 6000 Bildern 98 Sekunden Rosenmontagszug wurden


Zu Karneval hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ zwei Zeitraffer-Videos von der Zülpicher Straße und dem Rosenmontagszug produziert, die auf Tiktok, Youtube und Instagram millionenfach angesehen wurden. In diesem Blog-Eintrag erklärt Redakteurin Annika Müller, wie es dazu kam, worauf es zu achten gilt und wann wir Zeitraffer nutzen.

13 Stunden komprimiert in einer Minute: Zeitraffer können wunderschöne Sonnenuntergänge zeigen, den Fortschritt auf einer Baustelle abbilden oder darstellen, wie sich eine Menschenmenge auf einem Platz bewegt. Zeitraffer zeigen keine Details, sie geben einen schnellen Überblick.

Genau deshalb nutzen wir Zeitraffer-Videos bei Großveranstaltungen zusätzlich zu unseren detailreicheren Videos, Texten und Fotos.

So lässt sich etwa beobachten, wie sich die Zülpicher Straße an Weiberfastnacht bis zur Grenze füllt und wie der längste Rosenmontagszug der Geschichte durch Köln fährt.

Wie funktionieren Zeitraffer und worauf ist zu achten?

Zeitraffer bestehen aus tausenden Fotos, die zu einem Video zusammengestellt werden. Wenn man einen Zeitraffer macht, errechnet man vorweg, wie viele Fotos man braucht. Ein Video besteht im deutschen Standard aus 25 Bildern pro Sekunde.

Für einen Zeitraffer programmiert man die Kamera so, dass etwa alle fünf oder alle zehn Sekunden ein Foto gemacht wird und schneidet sie dann in einer Videosequenz pro Sekunde 25 Fotos hintereinander. Für das menschliche Auge entsteht eine fließende Bewegung, es wird ausgetrickst.

Wichtig ist dabei, dass sich die Kamera nicht zu sehr bewegt. Sie muss fest montiert werden. Deshalb suchen wir uns für unsere Zeitraffer vorweg einen sicheren Ort für unsere Kamera. Beim Rosenmontagszug war es etwa das Fenstergeländer von Kölntourismus, die ihr Büro direkt gegenüber vom Dom haben. Fast sechstausend Fotos hat unsere Kamera insgesamt gemacht, daraus wurde am Ende ein knapp zweiminütiges Video.

Der Kölner Rosenmontagszug 2023 im Zeitraffer

Karneval in Köln: 13 Stunden auf der Zülpicher Straße an Weiberfastnacht
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Martin Böhmer

Wie wir über die Fußball-WM 2022 in Katar berichten

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 ist besonders – weil sie so politisch ist wie keine andere WM zuvor. In diesem Beitrag erklärt die Redaktion, wie wir über die Weltmeisterschaft in Katar berichten.
Lassen sich Sportliches und Politisches trennen? Sollte man die WM ganz boykottieren? Kritisieren und Mitfiebern, geht beides? Die Redaktion hat intensiv über diese Fußball-Weltmeisterschaft und wie wir mit ihr umgehen, diskutiert.

Carsten Fiedler, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“, beschreibt in seinem Kommentar, wie die Redaktion sich zur WM verhält und wie wir berichten. Eins ist klar: Gleichgültigkeit ist keine Option.

Wir wollen dazu beitragen, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, tatsächlich informierte Zuschauer sein können. Wir werden das Geschehen auf dem Rasen deshalb in den politischen und gesellschaftlichen Kontext stellen. Neben den Spielberichten, den Kommentaren, Analysen und Vorschauen im Sportteil werden auch die sozialen Implikationen des Turniers und die Lebensverhältnisse der Menschen in Katar regelmäßig zur Sprache kommen. 

In unseren Lokalteilen werden wir den WM-Kritikern eine Stimme geben. Wir werden aber auch berichten, wenn in den Kneipen und auf den Straßen die Erfolge der deutschen Mannschaft gefeiert werden – sollte es denn etwas zu feiern geben.

Carsten Fiedler, Auszug aus WM-Kommentar

Lesen Sie hier den gesamten Leitartikel zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar und der Berichterstattung im „Kölner Stadt-Anzeiger“:
Kölner Stadt-Anzeiger
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Martin Böhmer

Schneller, übersichtlicher, besser – ksta.de ist neu

Alles neu auf ksta.de: Unser Internetauftritt ist seit dem 8. November komplett neugestaltet. Startseite und Artikel laden schneller, die Webseite hat ein neues Erscheinungsbild. Alle Artikel sind ruhiger gestaltet. Meinungsbeiträge sind durch Überschriften und Autorenbilder deutlich von nachrichtlichen Texten zu unterscheiden. Eingeloggte KStA-PLUS-Kundinnen und -Kunden sehen weniger Werbung – sowohl auf der Startseite als auch in allen Texten.
Mit neuem Look: ksta.de
Mit neuem Look: ksta.de   Bild: Kölner Stadt-Anzeiger
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Martin Böhmer

Starkregen, Hitze, Sturm – Wie wir mit Warnungen des Wetterdienstes umgehen

Regelmäßig vermelden wir auf ksta.de die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und informieren über mögliche extreme Wetterlagen wie Hitze oder Starkregen. In Extremlagen, wie bei der Flutkatastrophe im Juli 2021, sind wir wichtiger Teil der Informationskette für viele Menschen in der Region. Warum wir lieber einmal zu viel als zu wenig warnen und warum nicht jede Warnung auch eintrifft, erklären wir in diesem Blogbeitrag.

Wie eine Unwetterwarnung entsteht

„Unwetter-Warnungen sind erstmal ein Teil der Wettervorhersage“, sagt DWD-Chefsprecher Uwe Kirsche, „Warnung gibt es immer dann, wenn wir Extreme sehen, also etwa besondere Hitze, starken Schneefall oder Sturm und Starkregen.“ Der Wetterdienst ist gesetzlich verpflichtet, vor den Extremen zu warnen, denn auf die Warnungen sind viele Menschen angewiesen: Feuerwehr, Polizei und THW müssen sich vorbereiten, und auch die Bürgerinnen und Bürger wollen informiert sein.

Deswegen spricht der Wetterdienst erste Warnungen in der Regel drei bis vier Tage im Voraus aus. Diese Warnungen sind aber zunächst noch unpräzise und betreffen häufig große Gebiete. „Wir machen deutlich, dass etwas kommen könnte. Die Betonung liegt auf «könnte»”, sagt Kirsche. Auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ verbreitet diese Warnungen mit dem Hinweis, dass es möglicherweise zu Gefahren kommen kann.

Wie wir Unwetter-Warnungen verbreiten

Da sich über soziale Netzwerke, Chats und Gespräche besonders die ersten, unpräzisen Warnmeldungen rasant verbreiten können, werden sie häufig nicht als Vorhersage wahrgenommen: „So wird ganz schnell aus dem «Es könnte sein» ein «Es wird so sein»“, sagt DWD-Sprecher Kirsche. Um keine Panik zu schüren, formuliert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Vorhersagen und Unwetter-Warnungen sprachlich möglichst genau. Konkretisiert sich die Warnlage oder löst sie sich auf, aktualisieren auch wir.

Gibt es mehr Warnungen als früher?

Die Folgen des Klimawandels sind deutlich zu spüren und die Zahl der Extremwetterereignisse nimmt zu. Das bestätigt auch der Wetterdienst. Es sind aber auch die Warn-Wege, die sich verändert haben: Seit 2016 spricht der Wetterdienst nicht mehr Warnungen für ganze Landkreise (294 in Deutschland) aus, sondern für Städte und Gemeinden (mehr als 10.000 in Deutschland). Über Warn-Apps wie NINA oder KatWarn können Bürgerinnen und Bürger ihre Region auswählen. Wenn sie also nicht nur interessiert, was vor der eigenen Haustür passiert, sondern sie sich auch Warnungen vom Nachbarort anzeigen lassen, kann das dazu führen, dass sie Warnungen häufiger wahrnehmen.

Warum manche Warnungen nicht eintreffen

Vor allem die ersten Warnungen vor möglicher Hitze, Gewitter, Glätte und Co. verbreiten sich besonders schnell. „Punktgenau ist die Wettervorhersage drei bis vier Tage im Voraus nicht möglich, deswegen gibt es häufig Warnungen für ganze Gebiete, beispielsweise im Westen Nordrhein-Westfalens“, sagt Kirsche. Erst später wird klar, welche Städte oder Gemeinden betroffen sind, doch das erreicht manche Leserinnen und Leser möglicherweise nicht mehr. Sie haben sich bereits auf Unwetter eingestellt.

Was bedeutet das für uns als Medium?

Wir verbreiten auch erste Warnungen des DWD. Dabei machen wir deutlich, dass es sich um eine Vorhersage handelt. Dass nicht jede Wetterlage am Ende genauso eintrifft, wie zunächst vorhergesagt, nehmen wir in Kauf. Extremereignisse wie die Flut im Jahr 2021 machen deutlich, wie wichtig es für Leserinnen und Leser sein kann, frühzeitig informiert und vorbereitet zu sein.

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Martin Böhmer
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist grüner geworden – im Frühling sind wir mit einem neuen Schwerpunkt gestartet: KStA Green. KSTA-Green-Redakteurin Rebecca Lessmann erklärt, aus welcher Motivation heraus der neue Fokus auf Umwelt und Nachhaltigkeit entstanden ist und welche Erfahrungen sie seit dem Start gesammelt hat.
In Köln und der Region leben viele Menschen, die sich für Nachhaltigkeit und Klimaschutz interessieren, die sich sogar aktiv einbringen und Teil einer Lösung sein wollen. Für all diejenigen gibt es den Schwerpunkt KStA Green des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Themen sind vielfältig: Es geht um die Stadt der Zukunft, nachhaltiges Einkaufen, Tipps, um weniger Müll zu verursachen, den Umstieg auf erneuerbare Energien: Dreimal pro Woche, immer montags, mittwochs und freitags, gibt es in der gedruckten Ausgabe eine „Green“-Seite. Digital bündeln wir alle Themen und Nachrichten unter ksta.de/green. Jeden Freitag schreibe und versende ich außerdem den „Green“-Newsletter, den Sie kostenfrei abonnieren können, um alle wichtigen Nachrichten und Themen direkt in Ihr Postfach zu erhalten.
Und warum KStA Green?
In den vergangenen Wochen hat uns eine weitere Hitzewelle gezeigt, dass die Klimakrise längst in Köln und der Region angekommen ist. Extreme Hitze, aber auch Starkregen, der vor einem Jahr sogar zu einer Flutkatastrophe führte, werden immer häufiger. Wir müssen daher dringender denn je handeln, um den Klimawandel zu stoppen. Allerdings ist das Thema unglaublich komplex und vielschichtig. Man verliert leicht den Überblick.

Mit KStA Green und dem Newsletter wollen wir Orientierung bieten, was die Fakten und Informationen rund um den Klimawandel angeht, aber auch, was die Handlungsmöglichkeiten jedes Einzelnen betrifft.
Seit dem Start von KStA Green bin ich vor allem mit den Leserinnen und Lesern des Newsletters in einen sehr herzlichen Kontakt gekommen. Wir tauschen uns sehr persönlich aus über nachhaltige Themen, ich bekomme Hinweise für Geschichten, Veranstaltungstipps, manchmal auch vegane Rezepte. Das macht großen Spaß. Was mir auch wichtig ist: Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, weil er Auto fährt trotz Klimakrise oder mit dem Flugzeug in den Urlaub. Mit schlechtem Gewissen wird das Klima nicht gerettet. Jeder sollte einfach beitragen, was er kann.
Informieren und Mitmachen
Dass wir Klimawandel, Nachhaltigkeit und Umweltschutz noch stärker in den Fokus rücken wollen, davon konnten sich Leserinnen und Leser auch selbst ein Bild machen: Am Freitag, 12. August, zeigte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Dokumentarfilm „Now“ von Jim Rakete über Klima-Aktivistinnen und Aktivisten im Rheinauhafen-Sommerkino. Eine Stunde vor dem Filmstart diskutierten wir im Hafen über die Klimawende in Köln – unter anderem mit der Klimaaktivistin Pauline Brünger von „Fridays for Future“. Hier finden Sie den Bericht zu der KStA-Green-Veranstaltung.
Sie haben eine Anregung oder einen Themenvorschlag für KStA Green? Gerne! Schicken Sie mir einfach eine E-Mail an green@kstamedien.de!
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Martin Böhmer

Wie wir mit Nachrichten und Bildern des Ukraine-Kriegs umgehen

Seit Kriegsbeginn berichten wir intensiv über die Ereignisse in der Ukraine und ihre Auswirkungen, unter anderem mit einem Newsblog, in Analysen, Interviews und Kommentaren. Wir dokumentieren und informieren.

Doch Kriegsberichterstattung ist kompliziert. Reporterinnen und Reporter sind in Krisengebieten in Lebensgefahr, die Berichterstattung ist massiv erschwert und bei opponierenden Fronten wird immer auch ein Kampf um die Wahrheit geführt. Wie also entscheiden wir, wem wir vertrauen?

Nachrichtenagenturen, andere Medien und soziale Netzwerke
Wir haben keine eigenen Kriegsreporter in der Ukraine. Deswegen nutzen wir unter anderem Informationen und Texte von Nachrichtenagenturen wie der Deutschen Presse-Agentur, der Agence France-Presse oder unserem Partner Redaktions-Netzwerk Deutschland. Das ist journalistischer Standard, auch unabhängig des Kriegs.

Natürlich berichten auch andere Medien weltweit - das ist eine Ressource. Wir prüfen regelmäßig, was andere Medien über den Ukraine-Krieg berichten und welche Quellen sie angeben. Nach der Prüfung anhand unserer Standards bewerten wir, ob wir einen Text mit Verweis auf ein anderes Medium und mit eigenen Recherchen schreiben können.

Besonders ist, dass dieser Krieg auch auf Telegram, Twitter und anderen Plattformen geführt wird. Bilder werden geteilt, Nachrichten verbreitet - und das häufig ungeprüft und ungefiltert. Hinzu kommt, dass vor allem von russischer Seite die Berichterstattung massiv unterdrückt wird. Wir folgen einem Netz aus vertrauenswürdigen Personen, etwa bekannten Kriegsreportern oder Analystinnen, und nehmen die Informationen zur Kenntnis. Wir überprüfen jede Information nach unseren Standards und kennzeichnen Unklares mit einem Verweis auf entsprechende Quellen.
Die Bilder
Bilder des Krieges sind wichtig. Sie sind Zeitdokument – auch wenn sie manchmal schwer zu ertragen sind. Wir zeigen Fotos von zerstörten Gebäuden, Soldaten und Panzern und auch das Leid der Bevölkerung. Auf Fotos von Leichen verzichten wir in der täglichen Berichterstattung.

Für eine Ausnahme haben wir uns angesichts des Massakers in Butscha entschieden. In einem Artikel haben wir die erschütternden Bilder von getöteten Menschen in der ukrainischen Kleinstadt gezeigt. Die Fotos dienen der Dokumentation der neuen Dimension des menschlichen Leids, die die russische Invasion ausgelöst hat, und dienen als Beleg für mutmaßliche Kriegsverbrechen. Wir haben die Verwendung der Bilder in der Redaktion ausführlich diskutiert und den Artikel mit entsprechenden Hinweisen versehen.
Unsere Rolle

Unsere Aufgabe ist es zu informieren, zu dokumentieren, einzuordnen und Hilfestellung zu bieten. Diese Pflicht wollen wir auch gegenüber den Menschen erfüllen, die aus der Ukraine zu uns gekommen sind.

Deshalb haben wir die Aktion „Willkommen in Köln“ ins Leben gerufen: In einem mehrsprachigen Magazin, über Flyer, auf einer wachsenden Homepage und über einen Telegram-Kanal liefern wir Geflüchteten in Köln die wichtigsten Informationen für ihre Ankunft.

Wir stellen uns gegen den Krieg und das menschliche Leid.
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Martin Böhmer

„Willkommen in Köln“ – unsere Aktion für Geflüchtete in Köln

Seit Ausbruch des Kriegs berichten wir intensiv über die Ereignisse in der Ukraine. Die Redaktion ist bestürzt und entsetzt über das Leid, das Russland über die Ukraine gebracht hat.

Als Folge des dramatischen Kriegs in der Ukraine fliehen Millionen Menschen aus dem Land. Tausende Geflüchtete erreichen auch Köln und die Region. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagt „Willkommen in Köln“ und stellt auf vielen Kanälen mehrsprachig Informationen für Flüchtende bereit.
Screenshot der Startseite „Willkommen in Köln“, Informationen für Geflüchtete gibt es auf Ukrainisch, Russisch und Deutsch.
Screenshot der Startseite „Willkommen in Köln“, Informationen für Geflüchtete gibt es auf Ukrainisch, Russisch und Deutsch.   Bild: Nikolas Janitzki (Grafik)
Auf der neu geschaffenen Seite „Willkommen in Köln“ bündeln wir die wichtigsten Informationen - auf Deutsch, Ukrainisch und Russisch. Von den wichtigsten Eckdaten zu Köln und einer ersten Anlaufstelle für Geflüchtete über Handyshops und Corona-Teststellen bis zu Verkehrsplänen und Arztpraxen. Die Willkommen-Seite bietet einen großen Überblick und soll als idealer Anlaufpunkt dienen.
ksta.de/willkommen
Schnelle Infos via Telegram
„Wir möchten zeigen, dass Köln eine weltoffene Stadt ist und die in einer Notlage zu uns geeilten Menschen willkommen heißt“, so Martin Dowideit, Head of Digital des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Um möglichst viele Geflüchtete zu erreichen, informieren wir sie in drei Sprachen – und haben auch einen Kanal im Messenger-Dienst Telegram eingerichtet, den viele Ukrainerinnen und Ukrainer gerne nutzen."

Der Telegram-Kanal ist frei zugänglich und lässt sich leicht auf dem Smartphone abrufen und abonnieren. Hier informieren wir auf Englisch. So können Geflüchtete oder auch Helferinnen und Betreuer die wichtigsten Informationen immer dabei haben.
t.me/kstanews
Eine Broschüre für Geflüchtete in Köln
Seit Beginn des Krieges berichten wir digital und in der Zeitung über unterstützenswerte Initiativen, Konvois mit Hilfsgütern und Solidaritäts-Veranstaltungen für die Ukraine, um einen Beitrag zu leisten.

„Als der deutsch-ukrainische Verein Blau-Gelbes Kreuz mit Sitz in Köln auf die Redaktion zukam mit der Bitte, ein Magazin für Geflüchtete aus der Ukraine herzustellen, um ihnen bei der Ankunft in Köln erste Informationen über die Stadt und wichtige Anlaufstellen in die Hand drücken zu können, haben wir sofort zugesagt“, erklärt Sarah Brasack, stellvertretende Chefredakteurin, das Projekt, die Informationen auch in gedruckter Form verfügbar zu machen.
Arbeit an der Broschüre: Die ukrainische Übersetzerin Nadiia Khmelink (r.) mit Natalie Nothstein (l.), Pressesprecherin des Vereins Blau-Gelbes Kreuz und Sarah Brasack, stellvertretenden Chefredakteurin des „Kölner Stadt-Anzeiger“
Arbeit an der Broschüre: Die ukrainische Übersetzerin Nadiia Khmelink (r.) mit Natalie Nothstein (l.), Pressesprecherin des Vereins Blau-Gelbes Kreuz und Sarah Brasack, stellvertretenden Chefredakteurin des „Kölner Stadt-Anzeiger“   Bild: Csaba Peter Rakoczy
Innerhalb von wenigen Tagen entstand ein 16 Seiten starkes Magazin auf Ukrainisch, das am Dienstag an die Stadt Köln sowie den Verein verteilt worden ist, damit es auf diesen Wegen die Geflüchteten erreicht. Einige Texte sind uns kostenlos zur Verfügung gestellt worden, viele ehrenamtliche Helferinnen haben für uns Texte auf Ukrainisch übersetzt. Wir sagen ihnen allen herzlich Danke dafür.
Die Broschüre für ukrainische Geflüchtete im Druck
Die Broschüre für ukrainische Geflüchtete im Druck   Bild: Csaba Peter Rakoczy
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Martin Böhmer

Wie wir mit Fahndungsbildern umgehen

Die Polizei sucht nach einem Räuber, einem Angreifer, einem Vermissten - und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. Zum Zeugenaufruf schickt die Polizei auch ein Foto mit, das den Täter zeigen soll. Dürfen wir diese Bilder zeigen? Und was, wenn Kriminelle gefasst wurden? Das soll dieser Beitrag klären.

Fahndungsfotos, etwa aus Überwachungskameras, werden von der Polizei immer wieder verschickt. Sie sind wichtiger Bestandteil bei der Ergreifung von Kriminellen. Dabei helfen auch Hinweise von Zeuginnen und Zeugen, die Straftäterinnen und Straftäter erkennen.

Das regelt auch der Pressekodex in Richtlinie 13.1.: „Die Berichterstattung über Ermittlungs- und Gerichtsverfahren dient der sorgfältigen Unterrichtung der Öffentlichkeit über Straftaten und andere Rechtsverletzungen, deren Verfolgung und richterliche Bewertung.“

Aber - und das ist das große Aber: Wir haben es uns selbst zur Regel gemacht, Personen nicht vorzuverurteilen.

Das bedeutet für uns als Redaktion, dass wir Fahndungsbilder so lange zeigen dürfen, bis die Polizei die Fahndung zurücknimmt. Das passiert zum Beispiel, wenn Gesuchte gefasst wurden. Dann informiert die Polizei Medien mit einer sogenannten Fahndungsrücknahme.

Ziel ist es, die Personen nicht an einen „Medien-Pranger “ zu stellen, wenn die Fotos online sind. Außerdem kann es sein, dass die Gesuchten gar nicht die tatsächlichen Kriminellen sind. Täter dürfen erst als solche benannt werden, wenn sie von einem Gericht verurteilt wurden. Und weil wir genau diesen Medien-Pranger nicht wollen, gehen wir sorgfältig mit Fahndungsfotos um, wir orientieren uns dabei am Pressekodex.

Fahndungsfoto nicht mehr zu finden? Wir löschen in ausgewählten Fällen Bilder, die nicht mehr relevant sind.

Ähnlich ist es, wenn die Polizei nach Vermissten sucht. Wir wollen das Foto nur für die Zeit der Suche zeigen, das nehmen wir ernst. Danach könnte es sein, dass wir Personen stigmatisieren oder gar Persönlichkeitsrechte verletzte.


Deswegen überschreiben wir regelmäßig Meldungen, die zur Fahndung ausgeschriebene Personen zeigten, mit Bildern, auf denen die Gesuchten nicht mehr erkennbar sind, wenn die Fahndung zurückgenommen wurde. Es kann allerdings Ausnahmen geben, wenn ein besonderes, öffentliches Interesse besteht - etwa der gesuchte Verdächtige prominent ist.

Damit Bilder komplett von unserer Homepage verschwinden, stellen wir unter anderem auch bei Google Anträge auf Bilder-Löschung. In sozialen Netzwerken wie Facebook posten wir keine Fahndungsbilder, sondern immer mit einem Symbolbild.

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Martin Böhmer

Wie wir mit Klagen zur Berichterstattung umgehen

Jede und jeder hat das Recht, gegen falsche oder vorverurteilende Berichterstattung vorzugehen. Wie geht die Redaktion damit um, wenn juristisch Druck ausgeübt wird, auch vor der Veröffentlichung eines Artikels? Das erklärt dieser Beitrag.
Bild: KStA-Grafik


Als Kriminalreporter hat man regelmäßig mit Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen zu tun – meistens sucht man selbst den Kontakt, weil man ihnen die Gelegenheit geben möchte, Stellung zu laufenden Ermittlungen gegen ihre Mandanten zu beziehen. Ihre Sicht der Dinge zu erfahren, bevor man berichtet. Das ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch presse – und sogar strafrechtlich geboten.

Schließlich gilt bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung für jedermann die Unschuldsvermutung. Und eine falsche Verdächtigung, einmal in der Welt, ist oft nicht mehr einzufangen. Zu Recht gilt daher vor allem bei der so genannten Verdachtsberichterstattung, wenn also Vorwürfe gegen eine Person juristisch noch nicht bewiesen sind, die Pflicht zu höchster Sorgfalt.

Anwälte verschicken zunehmend „presserechtliche Informationsschreiben“
Dass Beschuldigte in Strafverfahren – sofern sie es sich leisten können – außer einem Strafverteidiger auch einen Medienrechtler beauftragen, ist nichts Neues. Einige Kanzleien in Deutschland haben es inzwischen zu ihrem Geschäftsmodell erhoben, im Auftrag ihrer Mandanten so genannte „presserechtliche Informationsschreiben“ an Redaktionen zu verschicken und bei Zuwiderhandlung juristische Schritte einzuleiten. Diese Briefe, die vor allem für juristische Laien oft bedrohlich klingen („Wir fordern die Medien dazu auf“, „Wir werden konsequent dagegen vorgehen“ etc.) haben den Zweck, eine möglicherweise geplante Berichterstattung komplett oder zumindest die Veröffentlichung gewisser Aspekte schon im Vorfeld zu verhindern. Manchmal zu Recht.

Manchmal sind es auch nur Nebelkerzen, die einschüchtern sollen. Das zu prüfen und zu bewerten, ist die schwierige Aufgabe der hausinternen Justiziariate, die sich größere Verlage wie DuMont sowie TV- Sender und Radiostationen leisten. Gemeinsam mit den Autoren und Redaktionsleiterinnen wird dann überlegt, ob oder in welchem Rahmen eine Berichterstattung möglich ist.
Jede und jeder hat das Recht, gegen Berichterstattung vorzugehen

Diese „Informationsschreiben“ sind in den vergangenen Jahren immer mehr geworden. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Es ist das Recht eines jeden und einer jeden, auch juristisch gegen falsche oder vorverurteilende Berichterstattung vorzugehen. Ich würde das möglicherweise auch tun.

Aber mir ist vor allem ein Fall in Erinnerung geblieben, den ich in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert finde. Ein Fall, in dem ein Anwalt rechtliche Schritte allein aufgrund der (notwendigen) Recherche eingeleitet hat – und dabei seinerseits nicht vor falschen Behauptungen zurückgeschreckt ist.

Ich hatte ihn angerufen, weil ich von einer Anklage gegen seinen Mandanten erfahren hatte. Ich fragte den Anwalt, ob er sich zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft äußern wollte – und falls ja, wie. Stattdessen aber legte er mir in dem kurzen Telefonat sehr deutlich dar, dass er unter keinen Umständen wolle, dass über die Anklage berichtet wird. Schon gar nicht dürfe sein Mandant dabei erkennbar werden. Der Fall sei für die Öffentlichkeit ohnehin nicht relevant.

Nur wenige Stunden später erhielt die Redaktion per Mail eine einstweilige Verfügung des Landgerichts mit dem Verbot, in „identifizierender Weise“ über das Strafverfahren gegen den  Mandanten zu berichten. Andernfalls drohten 250.000 Euro Ordnungsgeld. Der Anwalt hatte dem  Gericht gegenüber behauptet, ich hätte ihm angekündigt, der „Kölner Stadt-Anzeiger“ würde am Folgetag definitiv berichten. Eine glatte Lüge. Stattdessen hatte ich das Telefonat ausdrücklich mit den Worten beendet, die Redaktion werde gemeinsam überlegen, ob und in welchem Rahmen wir berichten. In der mündlichen Verhandlung vor Gericht erhielt der Verlag später Recht. Der Anwalt zog die einstweilige Verfügung zurück und übernahm die Gerichtskosten.

Der Fall des Mandanten wird demnächst vor Gericht verhandelt. Er stößt bundesweit auf großes Medieninteresse. Auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ wird berichten.

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Martin Böhmer

Sachlichkeit vs. Neutralität – Schreiben Journalistinnen und Journalisten eigentlich neutral?

„Ihr berichtet nicht neutral!“. Diesen Vorwurf habe ich auf Facebook und Co. so oft schon gelesen. Ich sage: „Stimmt, keine Journalistin oder Journalist berichtet neutral.“ Über den Unterschied zwischen Neutralität und Sachlichkeit. 

Bild: Böhmer/KStA-Grafik

Lassen Sie mich erklären, wieso ich das meine, dass keine Journalistin oder Journalist neutral schreibt. Neutralität würde bedeuten, völlig unvoreingenommen zu berichten, absolut wertfrei. Doch das ist für einen Menschen nicht möglich, weil wir keine Nachrichtenroboter sind. Jeder Mensch hat Erfahrungen gemacht, eine Meinung und Ansichten, die uns auch unterbewusst prägen.

Jedes Wort, das wir schreiben hat eine Konnotation, erweckt also einen gewissen Eindruck. Dazu ein Beispiel: Es macht einen großen Unterschied, ob wir von „Geflüchteten“, „Flüchtlingen“, „Migranten“, „Zuwandernden“ oder „Asylbewerbern“ sprechen. Haben Sie gemerkt, wie die Begriffe unterschiedliche Reaktionen bei Ihnen hervorrufen?


Und genau hier entsteht der Vorwurf der nicht-neutralen Berichterstattung. Sprache formt das Denken. Was bedeutet das für unsere tägliche Arbeit? Jede Journalistin und jeder Journalist wählt innerhalb gesetzter Regeln der Redaktion und des Presserats ihre oder seine eigenen Worte. Wenn der Code zwischen Journalistin und Leser nicht passt, kann es zu der Irritation kommen und es entsteht der Eindruck, wir würden die Darstellung mit ideellen Hintergedanken verzerren.

Was können wir also tun?

Wie können wir Irritationen vermeiden, Sprache bewusst einsetzen und dabei transparent und wahrhaftig bleiben? Zumindest lässt sich das Problem nicht komplett lösen, da die sprachlichen Feinheiten so sehr ins Detail gehen, dass sich immer Nuancen in der Wahrnehmung eines Textes  bilden.

Allerdings verpflichten wir uns selbst und sind es auch durch den Pressekodex, dass wir sachlich, wahrhaft und sorgfältig berichten. Die Achtung der Wahrheit und die Wahrung der Menschenwürde sind die obersten Richtlinien des Pressekodexes. Zum Thema Wahrheit und Sorgfalt heißt es da: Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.

Gibt es eine Lösung für das ganze Dilemma? Ja!

Leserinnen und Journalisten müssen sich bewusst sein, dass es keine komplette Neutralität gibt - sondern „nur“ Sachlichkeit, Sorgfalt und wahrhaftige Recherche. Leser müssen darauf vertrauen können, dass die Darstellung auf Fakten basiert. Sie müssen wissen, dass der Ton eines Artikels von Medium zu Medium unterschiedlich ist.

Und Journalistinnen müssen immer wahr berichten und dürfen in der Darstellung nichts absichtlich verzerren, schon gar nicht aus ihrer eigenen Überzeugung. Sie müssen das Berichtete verantworten können und es muss einer Fakten-Prüfung standhalten. Wenn ein Artikel doch hauptsächlich Meinung enthält, wie etwa bei einem Kommentar oder einer Filmkritik, muss dies gekennzeichnet werden.

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Martin Böhmer

#401 – Digitales Arbeiten und Formate – Die Redaktion stellt sich vor

Die Redaktion hat von  der Digitalisierung enorm profitiert: Wir erzählen News und Geschichten heute rund um die Uhr auf  ksta.de, aber auch mit Podcasts, Newslettern und Videos – Ein Überblick über neue Formate und die Menschen dahinter.
Bild: Hahn/KStA-Grafik
Um zu sehen, wie das Gerüst am Kölner Dom das erste Mal nach vielen Jahren abgenommen wird, mussten Kölnerinnen und Kölner nicht  unbedingt auf der Domplatte sein: Eine unserer Video-Reporterinnen filmte den Abbau vom gegenüberliegenden Dach im Livestream für ksta.de. Nach der Bundestagswahl interviewte Sarah Brasack, stellvertretende Chefredakteurin, Politiker und Politikerinnen aus Köln live aus dem Rathaus und ordnete das Wahlergebnis ein.
Und auch das Ausmaß der Flutschäden in der Region und die  Aufräumarbeiten haben wir mit zahlreichen Videobeiträgen dokumentiert und die Aufräumarbeiten begleitet. Auch in Zukunft werden wir bei großen Aktionen und Veranstaltungen in Köln und der Region dabei sein: Mit der Kamera – live vor Ort.
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Tausende ziehen bei der „Fridays for Future“-Demo durch Köln oder in der Südstadt eröffnet ein neues veganes Restaurant? Auf unseren Social-Media-Kanälen  sind wir ganz nah dran am Leben in der Stadt. Auf Instagram dürfen dabei vor allem zwei Dinge nicht fehlen: Der Dom, das schönste Model der Stadt, und die Community. Immer wieder sind wir begeistert von den tollen Bildern, die unsere Nutzerinnen und Nutzer uns schicken. Zeitgleich lernen wir durch den Austausch mit der Community viel dazu. 

Wir wollen die Kölnerinnen und Kölner durch ihren Alltag begleiten. Damit starten wir montags und fragen uns in der Insta-Story: „Was geht, Köln?“ Darin stellen wir wichtige Termine und Events vor, die in der Woche in Köln so anstehen. Ob  Kinostart oder Ratsentscheidung – wir wollen, dass Sie Bescheid wissen. Ist die Woche dann geschafft, sind wir freitags mit unserer Story für Wochenendtipps am Start. 

Seit einigen Monaten betreut Redakteurin Eva Burghardt  die Social-Media-Kanäle des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir wollen unsere Nutzerinnen und Nutzer informieren und unterhalten“, sagt die 30-Jährige. Dabei sei es wichtig, die Vielfalt der Stadt und ihrer Menschen auch in den Themen auf Social Media abzubilden. „Ob es um den FC geht, schlechte Radwege oder eine Restauranteröffnung –  auf  unseren Seiten soll sich jede und jeder repräsentiert  fühlen.“

Und wenn einmal ein Thema oder ein Aspekt fehlt? „Dann  schreibt Sie uns!“, sagt Eva. „Wir freuen uns, wenn die Community uns bei unserer Arbeit unterstützt.“ Was ihre Arbeit  besonders macht? „Nirgendwo ist man näher an der Lebenswelt der Menschen  und  ihren Gedanken als in den sozialen Medien.  Am Ende  zeigen Instagram und Co., was die Menschen gerade beschäftigt – nur eben verpackt auf Bildschirmen. Da ist man als Journalistin natürlich gerne mittendrin.“
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„Stadt mit K – News für Köln. Der tägliche Podcast des Kölner Stadt-Anzeiger“ – wenn dieser Jingle ertönt, geht’s für uns, Audio- und Videoreporter Christian Mack und Annika Müller,  los: In den knapp zehn  Minuten, die dann folgen, begrüßen wir die Hörerinnen und Hörer, stellen unseren Sponsor vor, geben eine kurze Vorschau auf die Themen unserer Sendung, bringen drei ausgewählte Köln-News, vor allem aber sprechen wir  mit Redakteurinnen und Redakteuren ausführlich über relevante Geschichten rund um Köln.

Unser täglicher Podcast „Stadt mit K“ bringt die Nachrichtenlage für Köln auf den Punkt: Spannende Fälle vor Kölner Gerichten, die neuesten Entwicklungen der Corona-Pandemie, Staus und Unfälle in und um Köln, Neuigkeiten vom  FC, Interviews mit kölschen Promis – all das ausgewogen recherchiert, informativ und unterhaltsam präsentiert.
Damit Köln so komprimiert  auf zehn Minuten gelingt, ist ganz schön viel Aufwand notwendig: Der Tag beginnt spätestens mit der Redaktionskonferenz um 10 Uhr, in der Themen besprochen werden und wir auf Kolleginnen und Kollegen zugehen, um abzuklopfen, ob ihre  Recherchen auch im Podcast spannend präsentiert werden können. Im Idealfall sind zu wichtigen Themen O-Töne mit  Gesprächspartnern vorhanden – weil wir zum Beispiel Gespräche aus Telefonaten mitschneiden.

Für die Gespräche in der Sendung müssen wir Termine für die Aufzeichnung mit Kolleginnen und Kollegen finden, was im hektischen Redaktionsalltag manchmal gar nicht so einfach ist. Um bis zur Veröffentlichung um 17 Uhr aktuell zu bleiben, müssen wir außerdem  ständig die Nachrichtenlage im Blick behalten.

Die  Präsentation und Produktion des Podcasts  ist herausfordernd und anspruchsvoll – aber wenn es  gelingt,  Köln in zehn Minuten zum  Hören  gut zu verpacken, gehen wir sehr zufrieden nach Hause. Bis zum nächsten Tag in der „Stadt mit K“.

Alle Podcasts des „Kölner Stadt-Anzeiger“ finden Sie hier.
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Aktuelle Nachrichten zu Köln, Tipps zur Wohnungssuche in der Stadt, die wichtigsten Wirtschaftsgeschichten, Updates zum 1. FC Köln und Empfehlungen für die anstehende Woche – all das schicken wir Ihnen in unseren speziellen Newslettern bequem per E-Mail zu. 

„Im Newsletter habe ich aufgrund des E-Mail-Formats auch noch mal ganz andere Möglichkeiten, Nachrichten und Geschichten für Leserinnen und Leser aufzuschreiben“, sagt Eliana Berger, Autorin des Immobilien-Newsletters „#HAUSPOST“.
Jeden Montag widmet sich die Wirtschaftsredakteurin lebensnahen Fragen rund um Mieten, Kaufen und Wohnen in Köln und der Region: Wie entwickeln sich die Mietpreise? Welche Tipps und Tricks können bei der Immobiliensuche helfen? Was muss beachtet werden, wenn wegen Eigenbedarfs gekündigt wird? Und wo in der Region lohnt sich das Pendeln zur Arbeit nach Köln am meisten?

Antworten auf diese und ähnliche Fragen wird Berger auch in Zukunft geben: „Es macht jede Woche aufs Neue ganz besonders Spaß, den Newsletter zu schreiben und durch den Austausch mit Leserinnen und Lesern auf neue Ideen zu kommen“, sagt Berger.
Unsere weiteren Newsletter
Stadt mit K – der Newsletter für Köln gibt Ihnen an jedem Werktag morgens in höchstens fünf Minuten Lesezeit einen Überblick über die aktuellen Themen der Stadt und den bevorstehenden Tag.
Mit dem Newsletter „Wie war's in der Schule?“  bekommen Familien und Lehrende aus Köln und der Region jeden Mittwochabend frische Informationen und  Geschichten zur Lage an Schulen.
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Martin Böhmer
Die Turbulenzen am Papiermarkt haben in den vergangenen Monaten dramatische Züge angenommen. Aus der Papier-Knappheit zu Beginn des Jahres ist ein Mangel geworden, der Druckern und Verlegern schwer zu schaffen macht. Der Mangel trifft Buchverlage, insbesondere aber die Medienunternehmen und Zeitungshäuser: Vor allem beim Zeitungspapier, das in der Regel aus Altpapier produziert wird, ist der Markt nahezu leer gefegt.
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Martin Böhmer

Wieso wir über schwere Unfälle berichten

Meldungen und Berichte über schwere Unfälle in Köln und der Region sind regelmäßiger Bestandteil unserer Berichterstattung. Aber warum? Das soll in diesem Beitrag erklärt werden.

Artikel über schwere Verkehrsunfälle sind alles andere als einfach. Wir berichten über Verletzungen, Schäden, Leid. Die Polizei kritisiert seit Jahren die zunehmende Zahl der „Gaffer“ –warum berichten wir? Tatsächlich ist unsere Berichterstattung, die anders als ein schneller Handy-Schnappschuss oder ein Facebook-Beitrag eindeutigen Regeln unterliegt, das Gegenteil: Sie soll sachlich informieren und so Mutmaßungen rund um Rettungseinsätze und Unfälle kontern. Denn oberste Priorität hat immer der Schutz der Betroffenen und ihrer Familien.

 
Es ist unsere Aufgabe, entstehendes Interesse mit geprüften Informationen zu stillen.

Als Journalistinnen und Journalisten ist es unsere Aufgabe, die Realität abzubilden. Und dazu gehört auch, dass Verkehrsunfälle geschehen und es Gefahren im Straßenverkehr gibt. Die Berichterstattung ist wichtig, weil Unfälle in den seltensten Fällen unbemerkt bleiben. Ob Martinshorn und Blaulicht in den Straßen, die Sperrung einer Autobahn oder direkte Augenzeugen: Wenn ein Unfall „vor der Haustür“ passiert, dann entsteht automatisch ein Interesse. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, dieses Interesse mit geprüften Informationen zu stillen. Nur so lässt sich Hörensagen und Gerüchte vorbeugen.

 

Anders als beim „Gaffen“ unterliegt unsere Arbeit strengen Regeln, die durch den Pressekodex festgelegt werden. Auf ksta.de werden sie bei Unfall-Meldungen niemals Darstellungen von Gewalt, Leichen oder Blut finden. Sämtliche Rückschlüsse auf Unfallopfer wie Namen, Nummernschilder oder beispielsweise Werbung auf Fahrzeugen oder markante Tattoos an Personen, werden unkenntlich gemacht. Wir berichten ausschließlich sachlich und in der Sache. 

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Martin Böhmer

Warum wir so viel über Schulen berichten und was wir mit „Schule ist Zukunft“ meinen

Sicher haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, schon bemerkt, dass wir viel über Schulen in und um Köln berichten. Doch warum ist es eigentlich so ein wichtiges Thema für uns? Und was hat es mit unseren Projekten „Schule ist Zukunft“ und „Facts for Future“ auf sich? Hendrik Geisler gibt Antworten.
Seit Jahren warnen Expertinnen und Experten davor, dass Deutschland bei der Digitalisierung den Anschluss verliert. Was für die öffentliche Verwaltung und Teile der Wirtschaft gilt, wurde im Frühjahr 2020 auch in den Schulen hierzulande deutlich: Das Bildungssystem wurde nicht ausreichend darauf vorbereitet, auch digital zu funktionieren, geschweige denn, Kinder und Jugendliche angemessen auf die digitalisierte Gesellschaft und Arbeitswelt vorzubereiten.

Es fehlte und fehlt weiterhin an Know-how bei Lehrkräften und an Tablets und Laptops in Klassenzimmern, um moderne digitale und mediale Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern ausbilden zu können, und auch an den finanziellen und personellen Ressourcen, um diese Lücken im Bildungssystem zu schließen.

Schule und Bildung im Fokus nach Diskurs mit Lehrenden und Eltern

Die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat nach zahlreichen E-Mails von Lehrkräften und Eltern während der Corona-Krise in vielen journalistischen Beiträgen über die Probleme berichtet. Mit unserer Initiative „Schule ist Zukunft“ gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter, um einen aktiven Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen zu leisten. In drei Bereichen möchten wir helfen.

Erstens vernetzen wir Organisationen, die Fortbildungen und Workshops für Lehrkräfte und Kinder anbieten können, mit engagierten Unternehmen und Stiftungen, die diese Fortbildungen finanzieren möchten.

Zweitens unterstützen wir den gemeinnützigen Verein „Hey, Alter!“, indem wir Privatpersonen und Firmen motivieren, ihre gebrauchten und noch funktionsfähigen Computer zu spenden. Technikprofis von „Hey, Alter!“ bringen die Tablets und Laptops dann auf den neuesten Stand, damit sie an Kinder aus Familien, die sich die Geräte nicht leisten können, weitergegeben werden.

Drittens entwerfen wir in unserem neuen digitalen Bildungsprojekt „Facts for Future“ Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte in Köln und der Region, mit dem Schülerinnen und Schüler lernen, Fakten von Meinungen zu unterscheiden, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen und aufmerksam gegenüber den Gefahren durch Falschinformationen zu sein.
Kasalla-Sänger Bastian Campmann ist einer der vielen Unterstützerinnen und Unterstützer des Projekts „Facts for Future“
Warum tun wir das?
Weil wir als größte Zeitung in Köln und der Region eine starke Verbundenheit zu unserer Heimat und den Menschen haben, die hier leben. Wir sehen es als unseren Auftrag an, den Blick auf Probleme zu richten und Missstände transparent zu machen, aber genauso auch Ideen und Lösungen zu kommunizieren, die die Gegenwart und Zukunft unserer Leserinnen und Leser positiv beeinflussen können. Und wenn wir die Möglichkeit haben, Brücken bauen zu können zwischen denen, die Hilfe benötigen, und denen, die Hilfe ermöglichen, handeln wir.
Kinder und Jugendliche, die heute zur Schule gehen, werden in einer sich weiter rasant ändernden Gesellschaft in die Berufswelt starten. Sie leben in einer Welt, in der Technologien wie Künstliche Intelligenz mehr und mehr Einfluss auf unseren Alltag und Wohlbefinden haben und innovative Lösungen für existenzielle Herausforderungen wie den Klimawandel dringend gesucht werden.

Wir können es uns daher nicht erlauben, dass Schülerinnen und Schüler eine mangelhafte digitale Schulbildung erfahren und in der globalen Gesellschaft den Anschluss zu verlieren drohen. Wir freuen uns, mit unserer Initiative „Schule ist Zukunft“ einen Beitrag zu leisten.
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Martin Böhmer

Wie wir über Suizide berichten

Suizide gibt es jeden Tag in Deutschland: Über Selbsttötung zu berichten, ist eine Abwägung zwischen öffentlichem Interesse und dem Schutz der Persönlichkeit. Warum wir über viele Suizide nicht schreiben und welche Regeln für die Berichterstattung gelten, erklären wir in diesem Blog-Beitrag.

Ein Mensch springt im Juni 2021 vom Ulmer Münster und nimmt sich so das Leben. Wenig später kursiert im Internet ein Video und es verbreitet sich die Falschnachricht, dass die Person vom Kölner Dom gesprungen sei. Leserinnen und Leser googlen, Zehntausende stoßen auf einen KStA-Artikel aus dem Jahr 2014, als tatsächlich eine Person am Fuß des Doms starb. Die Redaktion hat mit einer Klarstellung reagiert: Das Video stammt nicht aus Köln, die Nachricht ist Fake News. Doch das Thema ist in der Welt und es gibt ein Interesse.

Wann und wie eine Berichterstattung möglich ist 

Und genau dieses Interesse macht die Berichterstattung über Suizidfälle so schwierig. Es ist belegt, dass die Berichterstattung über Selbsttötungen Nachahmer animieren kann. Daher berichten wir zurückhaltend oder gar nicht über Suizide.

Im Suizidfall des Jahres 2014 am Kölner Dom haben viele den Fall gesehen oder den Einsatz von Polizei und Feuerwehr beobachtet. Deswegen hat sich die Redaktion – und auch andere Medien –  damals für eine Berichterstattung entschieden. Im Pressekodex ist die Wahrung der Menschenwürde ein entscheidender Punkt, doch gleichzeitig auch die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit, wie es wörtlich heißt.

Je nach Ton und Darstellung kann ein Artikel als Handlungsanleitung verstanden werden, es kann zu Identifikation oder sogar Glorifizierung kommen – die Forschung spricht vom „Werther Effekt“.

Deswegen gilt für uns, dass wir über Suizid nur berichten, wenn es ein erhebliches öffentliches Interesse gibt oder es Teil eines aufklärenden Artikels ist, wie etwa zum Thema Depressionen. Wir verzichten auf viele Details zum Tathergang. Der Ton sollte in jedem Fall sachlich sein.

In Artikeln, in denen es um Suizid geht, werden Sie auf ksta.de außerdem Links und Telefonnummern zu Hilfe und Beratungsstellen finden.
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Martin Böhmer

#401 – DuMont feiert 401 Jahre Tradition und Fortschritt

Im vergangenen Jahr konnte DuMont, zu dem auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ gehört, den 400sten Jahrestag seit der Gründung im Jahr 1620 – bedingt durch Corona – leider nicht feiern. Und rückblickend können wir sagen: Uns war inmitten der Pandemie auch nicht danach zumute.

Nach mehr als einem Jahr Pandemie erscheint es uns konsequent, dieses für unser Haus bedeutende Jubiläum – neben dem Blick in die Vergangenheit – mit wichtigen Zukunftsfragen zu verknüpfen: Wie wollen wir dieses Unternehmen mit seinen engagierten Mitarbeitern erfolgreich in die Zukunft führen?
401 Jahre DuMont: Von der Kunst, sich immer wieder neu zu erfinden – Die Herausgeber des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über das Jubiläum.
Kölner Stadt-Anzeiger
Lukas Podolski im #401-Interview: „Von null auf hundert – das macht mir Spaß“
Kölner Stadt-Anzeiger
DuMont: Start-up mit 401 Jahren Tradition
Kölner Stadt-Anzeiger
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Martin Böhmer

Der Spagat zwischen Nähe und Distanz im Lokaljournalismus

Im Lokaljournalismus haben Journalistinnen und Journalisten zwangsläufig immer wieder mit den gleichen Personen zu tun: etwa der Oberbürgermeisterin oder der IHK-Chefin, dem Fraktionsvorsitzendem oder dem Club-Betreiber. Dabei entsteht automatisch eine gewisse Nähe, die für Journalismus auch förderlich ist, weil sie etwa Quellen für interessante Geschichten fördert. Gleichzeitig muss die  journalistische Unabhängigkeit jederzeit gewahrt bleiben.

Fünf Redaktionsmitglieder des „Kölner Stadt-Anzeiger“ schildern ihre Erfahrungen mit Nähe und Distanz in der täglichen Arbeit und beantworten die Fragen: Dürfen sich Lokalpolitikerinnen und Reporter duzen? Sollten sie bei Facebook befreundet sein?
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Martin Böhmer

Sachlich aus Leidenschaft – Was die Redaktion antreibt

Fakten, Recherche, Vielfalt der Perspektiven: Das sind drei wichtige Maximen journalistischer Arbeit. Damit wir kritisch den Finger in die Wunde legen können. Mitglieder der Redaktion stellen sich und ihre Motivation und Ideale vor.
Kölner Stadt-Anzeiger
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Martin Böhmer

Warum wir auch während der Corona-Pandemie Ausflugs- und Freizeittipps geben

In der Redaktion erreicht uns immer mal wieder Feedback zu unseren Freizeit- und Wandertipps während der Corona-Pandemie. Viele Leserinnen und Leser freuen sich über die Ausflugstipps, aber es gibt auch Kritik. Ein häufiger Vorwurf: Unsere Ausflugs- und Wandertipps führen mit dazu, dass sich große Gruppen während der Corona-Pandemie sammeln oder es auf den Wanderwegen besonders voll wird. Wie gehen wir mit dieser Kritik um? Eva Fiedler gibt Antworten.

„Mit Entsetzen habe ich Ihren Artikel über einen Wandertag in der Eifel gelesen“, schreibt uns Frau F. Ob wir wüssten, was der Artikel den Anwohnern ihres Ortes für einen Andrang beschert habe? „Massen an Touristen, die ihren Müll überall herumliegen lassen, auf dem Parkplatz wird wild gepinkelt… .“ 

So beginnt einer der drastischeren Leserbriefe zu unseren Ausflugs- und Wanderempfehlungen. Zum Glück bekommen wir deutlich mehr positive Zuschriften als Kritik. Doch Frau F. ist nicht die Einzige, die es gerne sähe, wir würden keine Ausflugsempfehlungen mehr geben. Oder wenn, dann zumindest nicht vor ihrer Haustüre. Wie gehen wir mit dieser Kritik um? Wie entscheiden wir in der Redaktion, wohin wir unsere Leserinnen und Leser schicken können? Und welche Kriterien setzen wir an bei der Berichterstattung über Ausflugsziele und Wanderungen während der Pandemie? 

Empfehlungen nur nach geltenden Regeln

Das Thema führt immer wieder zu Diskussionen in unserer Redaktion. Und dazu, dass wir regelmäßig neu abwägen müssen. Dennoch sind ein paar Dinge klar. Zum Beispiel, dass wir Ausflüge nur gemäß der Corona-Regeln empfehlen. Solange Spaziergänge, Wanderungen oder Picknicke mit der Familie oder zu zweit erlaubt sind, lesen Sie im Magazin des Kölner Stadt-Anzeiger oder unter ksta.de/freizeit Tipps für Touren in und rund um Köln.

Wo absehbar ist, dass diese Regeln nicht mehr eingehalten werden können, sehen wir von einer Berichterstattung ab. Als sich etwa im Januar zu viele Schneetouristen aufmachten und Gemeinden in der Eifel und im Sauerland Besucher baten, nicht zu kommen, gab es vom Kölner Stadt-Anzeiger selbstverständlich keine Schneetipps.

Auszug aus einem Artikel: Hinweis auf Corona-Schutzmaßnahmen
Auszug aus einem Artikel: Hinweis auf Corona-Schutzmaßnahmen  
Hinzu kommt: Auch wenn das Leben in der Pandemie nach einem Jahr ein Stück Alltag geworden ist, weisen wir in Ausflugstipps immer wieder darauf hin, Abstand zu halten, dort, wo es geboten ist, einen Mund-Nasenschutz zu tragen, und – vielleicht am wichtigsten – Rücksicht zu nehmen. 

Unsere Taktik: Viel hilft viel

Denn, dass wir unsere Leserinnen und Leser weiterhin mit Ideen für die Freizeitgestaltung im Freien versorgen möchten, hat ja einen guten Grund. Allen Bedenken steht ein großer Nutzen gegenüber. Was bleibt bei all den Einschränkungen seit vielen Monaten anderes zu tun, als in der erlaubten Gruppe von Menschen vor die Türe zu gehen und die Natur zu genießen.
Nur wo? Die Kilometer vor der eigenen Haustüre dürfte jeder zur Genüge abgelaufen sein, jeden Stein, jeden Strauch und jede Bank kennen. Bei Spaziergängen durch Grüngürtel oder Stadtwald ist die Sorge bei schönem Wetter mehr als berechtigt, die geforderten Abstandsregeln nicht einhalten zu können. Deshalb ist trotz gelegentlicher Kritik die überwiegende Erfahrung: Unsere Leserinnen und Leser sind froh und dankbar über Tipps und Alternativen zu den nur allzu gut bekannten Routen.

Aus diesem Grund, und um Ansammlungen zu vermeiden, setzen wir eher auf die Taktik „viel hilft viel“. Vor allem auf ksta.de/freizeit versuchen wie möglichst zahlreiche unterschiedliche Angebote zu machen. Schicken wir die Leserinnen und Leser an einem Tag in die Eifel, geht es das nächste Mal ins Bergische Land oder das Siebengebirge. Auf den Freizeit-Seiten finden sich 35 Spaziergänge durch die Kölner Veedel, Radtouren in alle Himmelsrichtungen rund um Köln, Lauf- und Walkingstrecken. Der eine Tipp richtet sich an Familien mit Kindern, bietet viel Abwechslung auf kurzen Strecken, der nächste an passionierte Wanderer.

Besonders besorgte Leser wünschen sich von uns neben jeder Wander-Empfehlung eine Liste mit Verhaltensregeln. Von solch einer mitgelieferten Gebrauchsanweisung für den Wald haben wir bisher abgesehen. Natürlich wünschen wir uns einen respektvollen Umgang. Wir denken aber, spätestens jetzt müsste jedem klar sein, dass wir uns der Natur gegenüber maximal dankbar verhalten sollten. In diesem Sinne: Gehen Sie raus, genießen Sie es und bleiben Sie rücksichtsvoll.

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Martin Böhmer

„Home is where the Dom is“ – Der neue, frische Look für ksta.de

Sie haben es bestimmt schon gesehen: Wir haben einen neuen Look! Unser digitaler Auftritt hat eine Auffrischung bekommen und ist vor allem auch ein bisschen kölscher geworden. Mit dem kleinen Dom-Symbol in der oberen linken Ecke finden Sie zurück zur Übersicht, ganz getreu dem Motto: „Home is where the Dom is. Was sich sonst getan hat, lesen Sie hier.
Kölner Stadt-Anzeiger
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Martin Dowideit

Wie der Kölner Stadt-Anzeiger mit gendergerechter Sprache umgeht

Immer wieder erreichen die Redaktion E-Mails von Leserinnen und Lesern, die fragen, wie wir es beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit gendergerechter Sprache halten. In der Vergangenheit gab es mitunter auch Kritik daran, dass in Artikeln häufiger noch ausschließlich die männliche Form verwendet wurde, zum Beispiel, wenn es um „Lehrer“ geht. Um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und größtmögliche Sprachsensibilität zum Ausdruck bringen, hat sich die Redaktion vor einem Jahr darauf geeinigt, sich an den Regeln der deutschen Presse-Agentur (dpa) zu orientieren.

Was besagen diese Regeln?


Im Wortlaut lauten sie so: „Alle Kolleginnen und Kollegen sind zu besonderer Sprachsensibilität aufgerufen: Wir wollen jenen Spielraum für Gendergerechtigkeit nutzen, den uns die Sprache auch ohne besondere Schreibweisen schon jetzt lässt.

Dazu gehört beispielsweise: häufiger beide Geschlechtsformen nennen. Dazu gehört, wenn möglich geschlechtsneutrale Formulierungen bevorzugen. Und dazu gehört, generisch feminine Formen dann verwenden, wenn die genannte Gruppe überwiegend aus Frauen besteht.“

Warum benutzt der „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht das Gendersternchen oder das Gendergap?


Wir möchten die Lesbarkeit von Texten nicht beinträchtigen und vermeiden, dass es zu uneinheitlichen Schreibweisen in den Texten kommt: Darum verwenden wir analog zu den Leitlinien der dpa keine Gendersternchen oder das Gendergap, auch nicht das Binnen-I sowie keine Schrägstrich- oder Klammerschreibweisen.

Dies gewährleistet nicht zuletzt die Kompatibilität mit Texten, die die Redaktion etwa von der dpa oder anderen Partnern wie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland bezieht. Grundsätzlich gilt für uns: Sprache lebt und verändert sich und muss daher immer wieder angepasst werden. Darum stellen wir uns auferlegte Regeln immer wieder auf den Prüfstand.
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Martin Böhmer

Im Dienste der Transparenz

Deshalb berichten wir intensiv über Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln und deren Aufarbeitung durch die katholische Kirche


Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben wir die Geschehnisse und die Diskussion über die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln und die Rolle von Kardinal Rainer Woelki mit einer Vielzahl von BerichtenAnalysenInterviews und Kommentaren eng begleitet. 

Eine solch intensive Arbeit hat naturgemäß viele Facetten. Worum ging es uns dabei? Zunächst und vor allem um Antworten auf die Frage: Was geschieht vor und hinter den Kulissen? Und warum? 

Gerade beim Thema Missbrauch darf eines nicht aus dem Blick geraten: das Leid der Betroffenen. Ihnen wollten wir eine Stimme geben. An dem, was ihnen widerfuhr, müssen die Kirche und deren Verantwortliche sich messen lassen – aber auch an den besonderen moralischen Ansprüchen, die die Kirche an sich selbst stellt. 

Wenn wir über Betroffene von Missbrauch und über Täter schreiben, spielt der Persönlichkeitsschutz eine besondere Rolle. Täternamen wurden und werden deshalb von uns abgekürzt. Betroffene werden – auf Wunsch – anonymisiert. Einen Mann wie Patrick Bauer, den früheren Sprecher des Betroffenenbeirats, lassen wir mit vollem Namen und bisweilen auch mit Bild zu Wort kommen, weil er damit ausdrücklich einverstanden ist.


Wir sammeln, sortieren, schreiben und senden

 

Mit dem vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ veröffentlichten Fall O., in dem es um den Missbrauchsvorwurf gegen einen mit Kardinal Rainer Woelki befreundeten Priester ging, richteten sich Fragen zum Umgang der Bistumsspitze mit Missbrauchsfällen auch an den amtierenden Erzbischof. Es versteht sich, dass wir Journalisten bei unseren Recherchen auf ein großes Netz kundiger Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner angewiesen sind.

Wie immer, wenn es um Themen geht, die für eine bestimmte Institution oder Organisation und deren Vertreter unangenehm oder heikel sind, braucht es auch die berühmten „undichten Stellen“ oder die „Whistleblower“. Da unterscheidet sich die Kirche in nichts von anderen Bereichen der Gesellschaft – etwa von Parteien, Behörden, Verbänden oder Wirtschaftsunternehmen. Wir Journalistinnen und Journalisten verstehen uns hier im wörtlichen Sinn als „Medium“: Wir sammeln, sortieren und schreiben oder senden Informationen, die wir erhalten – im Dienste der Transparenz. 

Warum wir so anhaltend und hartnäckig berichten


Manche Leserinnen und Leser haben uns gefragt, warum wir über die Aufarbeitung des Umgangs mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche so anhaltend und hartnäckig berichtet haben. Wir finden, dass Nachhaltigkeit gerade dann die Pflicht von Journalisten ist, wenn sie einen Vorgang von so erheblicher Tragweite nach sorgfältiger Recherche ans Licht gebracht haben.

Einen Vorwurf in die Welt zu setzen und sich dann wieder anderen Themen zuzuwenden, würde nur dem bösen Wort Rechnung tragen, dass die Medien „heute die eine und morgen die nächste Sau durchs Dorf treiben“.

Unter anderem hatte ich mit dem Kölner Stadtdechant Robert Kleine gesprochen, der für die Gemeinden innerhalb des Kölner Stadtgebiets im Erzbistum zuständig ist. „Für das Desaster tragen diejenigen Verantwortung, die es anrichten, nicht die, die davon berichten“, hatte er gesagt auf die Frage, ob wir zu intensiv berichten.

KStA-Chefreporter Joachim Frank am Kölner Maternushaus nach der Vorstellung des jüngsten Missbrauchsgutachtens.
KStA-Chefreporter Joachim Frank am Kölner Maternushaus nach der Vorstellung des jüngsten Missbrauchsgutachtens.   Bild: KStA/Annika Müller

Letztes Interview mit Kardinal Woelki liegt ein Jahr zurück

 

Mit der Kölner Bistumsleitung direkt ins Gespräch zu kommen, war zeitweilig nicht ganz einfach. Das letzte Interview mit Kardinal Woelki liegt ein Jahr zurück. Die selbstverständlich an ihn gerichteten Fragen zu seinem Verhalten etwa im Fall O. hat er stets nur schriftlich beantworten lassen.

Ein besonders heikler Punkt in der Kommunikation zwischen dem Erzbistum und den Medien war eine „Verschwiegenheitserklärung“, die Journalistinnen und Journalisten vor einem sogenannten Hintergrundgespräch mit der Möglichkeit zur Einsichtnahme in das von Kardinal Woelki zunächst unter Verschluss gehaltene Münchner Missbrauchsgutachten unterzeichnen sollten.

Unterdessen hat das Erzbistum dieses Vorgehen bedauert – und macht es inzwischen erkennbar besser: Als am 25. März das Münchner Gutachten für Interessierte zur Einsicht ausgelegt wurde, gab es nur noch ein Merkblatt, das auf bestimmte rechtliche Risiken im Fall einer Weiterverbreitung des Gutachtens hinweist. Von einem Zitierverbot aber ist nun beispielsweise keine Rede mehr.

Über die Präsentation bzw. die Freigabe der mit Spannung erwarteten Gutachten haben wir natürlich breit berichtet. Jetzt richtet sich die Aufmerksamkeit darauf, wie es weitergeht: Welche Konsequenzen zieht die Bistumsleitung? Wie reagiert die Kirchenbasis, an der in den vergangenen Monaten auch nach Kardinal Woelkis eigener Einschätzung viel Vertrauen verloren gegangen ist? Es bleibt spannend, und wir bleiben dran – in angemessener Dosierung, was für alle, denen es vielleicht doch dann und wann (zu) viel wurde, auch eine gute Nachricht ist.

P.S. Das NDR-Medienmagazin Zapp hat am 31. März 2021 in einen ausführlichen Beitrag über die Herausforderungen von Medien bei der Berichterstattung zu diesen Themen gesendet. Sie können ihn hier anschauen.
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Martin Böhmer
Christian Hümmeler (l.) und Swende Stratmann im Newsroom.
Christian Hümmeler (l.) und Swende Stratmann im Newsroom.   Bild: Stefan Worring

Ein Jahr Corona – Wie die Redaktion in der Pandemie arbeitet

Ein Jahr Krise liegt hinter uns, für die das Wort Herausforderung eine höchst unzureichende Beschreibung ist. Nervenzehrend sind nicht nur das politische Klein-Klein rund um Impfungen und Schutzmaßnahmen sowie die organisatorischen Mängel in der Pandemie-Bekämpfung. Anstrengend, weil völlig auf den Kopf gestellt, ist auch das journalistische Arbeiten.

In Krisenzeiten schlägt eine wichtige Stunde für den Journalismus. Wir ordnen ein, bewerten, treiben zur Eile an, decken Korruption auf wie derzeit bei der Masken-Affäre der Union. Wir leisten damit einen Beitrag im großen Getriebe, um die Krise besser zu bewältigen.

Fakt ist aber auch: Die Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ arbeitet seit einem Jahr nicht nur größtenteils im Homeoffice, sondern auch am Limit. Weil uns dazu viele Fragen von Ihnen erreichen, beantworten wir einige im „KStA Blog“, schreiben aber ausnahmsweise auch über uns.

Zwischen Neven DuMont Haus und Home Office: Begleiten Sie uns in den Redaktions-Alltag in der Corona-Pandemie.

Und bleiben Sie gesund!

Ihr Carsten Fiedler, Chefredakteur

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Martin Böhmer

Die mutmaßliche Vergewaltigung im Kölner Stadtwald – wie die Redaktion berichtet hat

Eine Joggerin aus Köln ruft Ende Februar die Polizei. Sie sagt, dass sie im Kölner Stadtwald vergewaltigt worden ist. Die Polizei ermittelt, sie befragt Zeugen, die Ermittler gehen Hinweisen nach.

Wenige Tage später wird klar, dass die Ermittler nach der Auswertung der Beweise nicht mehr ausschließen können, dass das mutmaßliche Opfer die Vergewaltigung oder Teile der Darstellung erfunden haben könnte.

Für uns, die Redaktion, ist es ein schwieriger Fall: Wie berichten wir über die Vergewaltigung? Wie berichten wir über die Zweifel der Ermittler? Kommentieren wir die Geschehnisse? Denn Fakt ist: Die Ermittlungen sind noch nicht am Ende und der Fall nicht geklärt.


Polizisten besprechen sich Ende Februar im Stadtwald.
Polizisten besprechen sich Ende Februar im Stadtwald.   Bild: Peter Rakoczy
Nicht über die mutmaßliche Vergewaltigung und dann vor allem über die Zweifel der Ermittler zu berichten, wäre keine Option gewesen, weil der Fall von öffentlichem Interesse ist und die Zweifel der Polizei der Redaktion nach mehreren Gesprächen mit den Behörden substanziell erschienen. 

Die Redaktion entschloss sich dann aber dazu, die Vorgänge zu kommentieren, eine Einordnung vorzunehmen. Wir wollten einer Vorverurteilung der Joggerin in sozialen Medien und Co. entgegenwirken, da der Fall nicht final geklärt ist. Außerdem wollten wir auf die Hemmungen und sogar Ängste von Frauen aufmerksam machen, die wahre Fälle von sexueller Gewalt erlebt haben, diese bei der Polizei zu melden. Denn diese Sorge trieb nicht nur die Kolleginnen, sondern auch die Kollegen unserer Redaktion um.
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Martin Böhmer

Wieso manche Artikel nur mit einem KStA PLUS-Abonnement lesbar sind – auch zum Coronavirus

Wenn Sie uns regelmäßig auf ksta.de besuchen, wird Ihnen KStA PLUS längst ein Begriff sein. Seit mehr als einem Jahr stellen wir viele unserer exklusiv recherchierten Artikel oder Kommentare nur noch unseren digitalen Abonnentinnen und Abonnenten zur Verfügung.

Immer wieder erreicht uns die Frage, warum wir nicht mehr alle unsere Artikel kostenfrei zur Verfügung stellen. Wir glauben, dass seriöser, unabhängiger Journalismus, den wir für Köln und Region auch langfristig anbieten wollen, einen Wert hat. An vielen Artikeln recherchieren wir nicht nur einige Stunden, sondern manchmal auch mehrere Tage und Wochen.

Ein KStA-PLUS-Abo kostet umgerechnet übrigens gerade einmal so viel wie ein Coffee-To-Go pro Woche. Probieren Sie es doch mal aus!
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Martin Böhmer

Wieso verpixeln wir Fotos von Angeklagten, aber nicht von Demonstrierenden?

In der Berichterstattung müssen wir regelmäßig mit sensiblen Daten zu Personen umgehen – dazu gehören auch Fotos. Und obwohl vielleicht in sozialen Netzwerken Bilder von Tätern oder Angeklagten kursieren, zeigen wir sie nur unkenntlich. Deswegen erreichen uns regelmäßig Fragen wie: Wieso pixelt ihr den Angeklagten? Warum bin ich auf dem Foto der Demonstration in Köln erkennbar? Wieso zeigt ihr Nummernschilder bei Unfällen nicht?

Diese Fragen sind durch das Kunsturhebergesetz geregelt, das jedoch viele Ausnahmen und Sonderregeln hat. Als Redaktion haben wir außerdem Standards entwickelt, nach welchen Kriterien wir Personen zeigen oder unkenntlich machen.

Die Demonstration: Eine Demonstration ist eine öffentliche Veranstaltung und darf somit als solche auch von Journalistinnen und Journalisten fotografiert werden. Dazu zählen auch Teilnehmende an der Demonstration. Es gibt aber Einschränkungen. Die Fotos dürfen nur im Rahmen der Berichterstattung über die Demonstration genutzt werden. Außerdem sind Porträtfotos oder Bilder, die einzelne Personen exponieren, untersagt.

Der Gerichtsprozess: Ob Angeklagte erkennbar gezeigt werden dürfen, hängt immer von den Umständen des einzelnen Falls ab. Es gibt Situationen, in den wir Angeklagte vor Gericht zeigen. Etwa, wenn es ein öffentliches Interesse gibt wie bei dem Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz durch den Extremisten Anis Amri. Auch Promis, im Presserecht Personen des öffentlichen Lebens genannt, können vor Gericht gezeigt werden. Zum Beispiel Uli Hoeneß im Prozess der Steuerhinterziehung. 

Angeklager im Kölner Landgericht
Angeklager im Kölner Landgericht   Bild: Hariett Drack
Bei unserer Abwägungen berücksichtigen wir immer auch die Unschuldsvermutung. Sollte ein Angeklagter freigesprochen werden, kann er sich nur schwer wieder von dem Vorwurf lösen, wenn er auf einem Foto klar erkennbar war. Es ist unsere Aufgabe die Regeln zu kennen und abzuwägen, ob eine Verpixelung notwendig ist. Deswegen entscheiden wir uns auch schon mal gegen ein Foto einer angeklagten Person und zeigen stattdessen das Gerichtsgebäude, die Gerechtigkeitsgöttin Justitia oder ein anderes Symbolbild. Nur den „Richterhammer“ werden Sie bei uns nicht mehr finden – den sucht man nämlich auch in deutschen Gerichten vergeblich.

Der Verkehrsunfall: Wir berichten regelmäßig von Unfällen in Köln und der Region bei denen es Schwerverletzte und Tote gibt. Oberstes Ziel der Redaktion ist es, die Würde der betroffenen Personen und ihrer Angehörigen zu wahren. Deswegen verzichten wir auf Indizien in Fotos, die Rückschlüsse auf die Person zulassen. Kennzeichen, auffällige Auto-Umbauten, große Aufkleber und Werbebanner werden deswegen unkenntlich gemacht.
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